Neue Heimat

  • Mosaik
  • Erschienen: Oktober 2018
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Neue Heimat
Neue Heimat
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André C. Schmechta
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Kochbuch-Couch Rezension vonNov 2018

Praktikabilität

Allen Speisen ist gleich, dass sie mit meist wenigen - aber eben sorgfältig gewählten - Zutaten ein tolles Geschmackserlebnis versprechen. In meist wenigen Schritten werden die Zubereitungshinweise erklärt. Zubereitungszeit und Personenangeben sind auf den ersten Blick ersichtlich.

Ausstattung

Das großzügige Layout mit vielen ergänzenden Fotos ist sehr ansprechend und so macht schon das Blättern durch die festen Seiten viel Laune. Die Bilder der Rezepte passen mit kräftigen Farben und starken Kontrasten zu der insgesamt deftig-rustikalen Küche, die sich in „Neue Heimat“ präsentiert.

Typisch Mälzer. Kochen unplugged.

2014 erschien Tim Mälzers „Heimat“ und hat mir bereits sehr gut gefallen. So habe ich mich gefreut, dass er nun mit „Neue Heimat“ nachlegt und sich erneut der regionalen Küche zuwendet. Doch während wir im Vorgänger vor allem traditionelle Gerichte aus deutschen Landen wiederentdecken konnten, rückt Mälzer die veränderte deutsche Küche in den Fokus: „Neue Heimat ist ein modernes Kochbuch für ein modernes Deutschland“.

„Gekocht nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Herz“

Das bedeutet keineswegs, dass wir nun mit abgehobenen Rezepten und exotischen Zutaten konfrontiert werden. Tim Mälzer bleibt authentisch und einfach. Er weitet jedoch den Blick auf eine weltoffene deutsche Küche. „Deutsche Heimatküche: Das sind längst auch Spaghetti und Pizza, Döner und Burger, mancherorts sogar schon Falafel und Hummus.“ schreibt er im Vorwort.
So ist sein neues Kochbuch nicht nur regional, sondern gibt ihm genau den internationalen und vielfältigen Anstrich, der in unserem Land selbstverständlich geworden ist.

„Wahre Heimatküche ist eine Küche, die satt macht, körperlich und emotional“

Das großzügige Layout mit vielen ergänzenden Fotos ist sehr ansprechend und so macht schon das Blättern durch die festen Seiten viel Laune. Die Bilder der Rezepte passen mit kräftigen Farben und starken Kontrasten zu der insgesamt deftig-rustikalen Küche, die sich in „Neue Heimat“ präsentiert. Diese ist aber weder einfallslos noch konventionell. Immer wieder überraschen die Rezepte mit interessanten Variationen und Zutatenkombinationen.

Wie die „Orientalische Lasagne“, bei der Kreuzkümmel, Kurkuma, Zimt und Safran die passenden Aromen verleihen. „Hering mit Bärlauch-Kartoffelsalat“ fasziniert mit einem säuerlichen Toppping aus Äpfeln und Zwiebeln. „Gegrillte Lamb Chops“ werden mit Linsen, karamellisierten Feigen und altem Balsamessig angerichtet. Spektakulär sieht der „Tafelspitz im Salz-Heumantel“ aus.

„Wahre Heimatküche ist keine Kunst“

Allen Speisen ist gleich, dass sie mit meist wenigen - aber eben sorgfältig gewählten - Zutaten ein tolles Geschmackserlebnis versprechen. In übersichtlichen Schritten werden die Zubereitungshinweise erklärt. Zubereitungszeit und Personenangeben sind auf den ersten Blick ersichtlich. „Dazu passt, dass ich die Gerichte nicht inszeniere, sie nicht mit großer Geste anrichte. Kochen unplugged“ schreibt Tim Mälzer im Vorwort.

„Wurst“ wird gleich ein ganzes Kapitel gewidmet: „Bratwurst Asia“, „Kartoffelsalat mit gebratenem Kürbis und knuspriger Blutwurst“, „Grützwurst mit Rosenkohl und Apfel“ - Langeweile klingt anders.

Meinen Praxistest habe ich erst ebenfalls sehr bodenständig begonnen: „Kartoffel-Hack-Torte“. Ja, die schmeckt, wie sie heisst und aussieht! Vor allem den männlichen Mitgliedern meiner Familie waren begeistert. „Pasta mit Radicchio und Cranberrys“ - die fruchtig herbe Note macht den Unterschied.

Schon die Kapitel zeigen, wie vielfältig die „Neue Heimat“ ist. Über 100 Rezepte sind den folgenden Kapiteln zugeordnet: Salat, Hack, Suppe, Wurst, Vegetarisch, Fisch, Fleisch, Geflügel, Pasta, Grillen, Süß. Natürlich sind auch mal sehr einfache und durchaus bekannte Gerichte dabei - häufig aber mit kleinen Nuancen verfeinert.

„Für manche mag Heimat noch ein Ort im gestern sein, ich bin im Heute zu Hause.“

Daneben sind es die kleinen Geschichten und Impressionen, die sich nicht nur als stimmungsvolles Beiwerk präsentieren, sondern lesenswert die Idee des Kochbuches vertiefen. Dann gibt es persönliche Gedanken zu Maultaschen, Schupfnudeln oder anderen Gerichten und Zutaten, die Mälzer unter die Überschrift „Meine Mudda - Deine Mudda“ setzt.

In einem Interview gehen wir Tim Mälzers kulinarischer Heimat auf den Grund. So erfahren wir von persönlichen Lieblingsgerichten oder Speisen, die in seiner Erinnerung geblieben sind. „Das Roastbeef meiner Oma ist sicher eines der Gerichte, die dazu geführt haben, dass mich Niedrigtemperaturgaren nicht berührt. Die Gerichte sind perfekt, aber mich langweilen die. Meine Kochstil besteht darin, manchmal einen bewussten Fehler zu setzen. Das ist meine Handschrift.“
Und natürlich bekundet er seine Liebe für Dosenravioli - und die kann ich nur zu gut nachvollziehen...

Fazit:

Tim Mälzers „Neue Heimat“ gefällt mir außerordentlich gut. Sie ist typisch Tim Mälzer, das mag ich: bodenständig, ehrlich, gerade raus, nicht verschnörkelt oder überinszeniert, aber immer auch wieder überraschend und unerwartet. Und diese „Neue Heimat“ ist echt lecker! Die eher deftige Ausrichtung passt jetzt hervorragend zur kälteren Jahreszeit.

Neue Heimat

Tim Mälzer, Mosaik

Neue Heimat

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