Yes, Chef

Film-Kritik von Carola Krauße-Reim (09.2024)

Stress in der Restaurantküche

Regisseur Philip Barantinis 2019 herausgekommener Kurzfilm „Boiling Point“ wurde für die BIFA (British Independent Film Awards) nominiert, was ihn vielleicht dazu veranlasste, daraus eine Spielfilm-Version zu machen. 2021 feierte diese dann Premiere. Barantini hatte selbst lange Zeit in einer Hotelküche gearbeitet und kennt sich somit im Metier der Restaurants gut aus.

Andy hat Stress

Andy Jones (Stephen Graham) ist Besitzer und Chefkoch eines Nobelrestaurants in London. Private Probleme machen ihn zur Zeit das Leben schwer und beeinträchtigen auch seine Arbeit. Ausgerechnet in der stressigen Vorweihnachtszeit vergisst er Bestellungen aufzugeben und arbeitet unkonzentriert.

Dann stuft die Gesundheitsbehörde das Restaurant auch noch von 5 auf 3 Hygiene-Sterne herunter – und das genau an dem Tag, als eine berühmte Restaurantkritikerin zusammen mit Andys ehemaligem Chef, dem er zudem noch Geld schuldet, einen Tisch gebucht hat. Es kommt zu mehr als einer Katastrophe.

One-Shot-Film

Der ganze Film wurde in nur einer Sequenz gedreht, was ihn sehr authentisch erscheinen lässt. Der Stress und die Hektik wirken an manchen Stellen vielleicht etwas zu dramatisch, aber gerade in der Vorweihnachtszeit auch durchaus genau so denkbar.

Andy, seine Sous-Chefin Carly (Vinette Robinson) und Restaurantleiterin Beth (Alice Feetham) geben, wie das ganze restliche Team, alles. Die Gäste sind manchmal sehr nett, aber oft genug auch ziemlich arrogant. Die meisten wissen, dass es dort ziemlich hektisch zugehen kann und der Ton rau ist. Und es werden Fehler gemacht, weil hier eben Menschen und keine Roboter arbeiten - und Menschen auch private Probleme haben können. Vielen ist das durchaus bewusst, nur bekommt der Gast am Tisch davon möglichst wenig mit.

Vielleicht zielt der Film genau darauf ab. Hinter der angenehmen Stimmung, dem guten Essen, der schönen Atmosphäre können sich ganze Schicksale der Angestellten im Service und der Küche verbergen – gerade nach der, auch für diese Branche, desaströsen Corona-Krise. Was genau der Regisseur aber mit dem Film vermitteln möchte, ist für mich dennoch nicht ganz ersichtlich.

Anfangs ist es noch ganz interessant, wenn Andys Fehler zu Konsequenzen führen, doch in leider recht kurzer Zeit nutzt sich dieses Thema ab. Warum dann auch noch die Servicekräfte Drinks zu sich nehmen und Zeit für ein ausschweifendes Schwätzchen haben, obwohl der Laden mehr als voll ist, ist eher kontraproduktiv, auch wenn dadurch ihre persönliche Situation eingehender beleuchtet wird.

Positiv ist die Leistung der Schauspieler hervorzuheben. Nur die Art und Weise der Dialoge wirkt verkrampft. Dennoch ist auch die Regiearbeit geglückt, denn die Anforderungen in einer Restaurantküche bei vollem Haus werden gerade zu Anfang eindrucksvoll verdeutlicht und nötigen uns allen Respekt für das Personal ab.

Fazit

Wer einmal einen unmittelbaren Blick hinter die Kulissen eines Restaurants erhaschen möchte, erhält mit „Yes, Chef“ eine bequeme Gelegenheit. Die authentisch agierenden Schauspieler und die gewählte Perspektive ohne Schnitte wiegen die kleinen Schwächen des Drehbuches wieder auf.

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Fotos: © Plaionpictures

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