The Great Outdoors

  • Dorling Kindersley
  • Erschienen: Januar 2020
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Carola Krauße-Reim
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Kochbuch-Couch Rezension vonMär 2020

Praktikabilität

Die Rezepte sind eine Abwechslung zum dürftigen belegten Brot, aber nicht unbedingt realistisch umsetzbar, wenn man alles tragen muss oder nur einen kleinen Herd im Wohnmobil hat.

Ausstattung

Es ist schön, wenn Abbildungen die Rezepte auflockern und das Buch nicht zu textlastig ist, aber ein Übermaß an Bildern und dazu immer wieder großformatige ein- oder sogar doppelseitige Fotos vom Autor und seinen Freunden machen auf mich einen negativen Eindruck und verderben mir den Spaß, Rezepte zu suchen und in ihnen zu stöbern.

Outdoor – das ist hier die Frage!

Nach „The Great Outdoors – Winter cooking“ legt Naturbursche Marcus Sämmer nun nach. Mit 120 Rezepten versucht er der Outdoor-Gemeinde zu zeigen, dass es mehr gibt als Wurstbrot und Käseecken. In den Kapiteln „At Home“, „Quick Refuel“, „Dine Out“, „Refresh“, „Wake-Up Call“, „Dine In“ und „Sweet Love“ gibt es für jede Kochtopfgröße und jede Kochsituation Rezepte zum Sattwerden. Und - keine Angst – das Buch ist in deutscher Sprache verfasst, obwohl die cool wirkenden, aber einfach nervigen Anglizismen etwas anderes vermuten lassen könnten.

Kochbuch oder Bildband?

Schon nach den ersten Seiten habe ich mich gefragt, ob ich ein Kochbuch oder einen Bildband vor mir habe. Es ist ja schön, wenn Abbildungen die Rezepte auflockern und das Buch nicht zu textlastig ist, aber ein Übermaß an Bildern und dazu immer wieder großformatige ein- oder sogar doppelseitige Fotos vom Autor und seinen Freunden machen auf mich einen negativen Eindruck und verderben mir den Spaß, Rezepte zu suchen und in ihnen zu stöbern. Und - müssen Hinweise zu Wetterberichten, natürlich wieder auf Englisch mit „Check The Weather“ angekündigt, in einem Kochbuch sein, genauso, wie die Reisetagebuch-Auszüge oder mehrseitigen Artikel zu Bouldern, Wandern, Klettern und Moutainbiken? Diese sicherlich gut gemeinten Ergänzungen lassen die Rezepte etwas untergehen und man muss zwischen in den ganzen Bildern und Bildchen erst suchen.

Wer so „outdoor“ kocht, braucht einen großen Rucksack

In Gläsern zu transportierende Salate und Kuchen sind nur etwas für wirklich fitte Sportler. Ich jedenfalls möchte kein Extragepäck durch die Gegend schleppen, ganz abgesehen von dem Platzverbrauch im Rucksack. Aber der darf bei diesen Rezepten sowieso nicht zu klein ausfallen, muss man doch Kochgeschirr und jede Menge Zutaten unter kriegen. Sahne (!), ½ Bund Petersilie, Parmesan, Dinkelmehl, Hüttenkäse und vieles mehr muss Platz finden. Wer dann abends K.O. vom Wandern ist, soll auch noch brutzeln, frittieren (!) und schnippeln. Die Rezepte sind eine Abwechslung zum dürftigen belegten Brot, aber nicht unbedingt realistisch umsetzbar, wenn man alles tragen muss oder nur einen kleinen Herd im Wohnmobil hat.

"Outdoors" wurden Indoor gekocht

In meiner heimischen Küche habe ich mich dennoch an eine Kombination aus Rezepten verschiedener Kapitel des Buches gemacht. Es gab Folienkartoffel mit Joghurt-Dip und Adana Kebap, zum Dessert Camping-Tiramisu und dazu Apfelpunsch. Außerdem habe ich die Aprikosen-Kokos-Balls als Powerfood probiert.

Die Folienkartoffel sind simpel und jedem bekannt, der Joghurt-Dip schnell zubereitet, aber für sportliche Aktivitäten nur brauchbar, wenn man ihn zu Hause vorbereitet. Die Kebapspieße sind für das Lagerfeuer gedacht, wurden aber bei mir in der Pfanne zubereitet. Sie waren genau wie der Rest sehr schmackhaft, aber viel zu trocken und konnten nur durch ein ergänztes Ei geformt werden. Das Camping-Tiramisu kommt dagegen, anders als das Original, ganz ohne Ei aus und wäre ohne die Zugabe von Zitronensaft besser im Geschmack gewesen, da dieser sich doch sehr mit dem Espressoaroma beißt. Für den wärmenden Apfelpunsch benötigt man Zitrone, Ingwer, Nelke, Zimt und Apfelsaft, was ihn auch zu einem Kandidaten macht, den man besser zu Hause vorbereitet. Außerdem haben wir mehr Zucker benötigt als angegeben. Die Aprikosen-Kokos-Balls sind schnell zubereitet und schmecken besser, wenn man sie ein paar Stunden im Kühlschrank aushärten und durchziehen lässt. Aber dann sind sie eine gute Alternative zu Schokolade und Energy-Gels. Sie schmecken ganz hervorragend und wurden von uns auch ohne Outdoor-Aktivitäten vor dem Fernseher schnell vernascht.

Fazit:

Wer fern der gut ausgestatteten Küche nicht auf gewohnte Speisen verzichten will, findet hier die passenden schmackhaften Rezepte - irgendwo zwischen den ganzen Bildern und Artikeln oder im beigefügten handlichen Booklet. Für mich kommen die „Great Outdoors“ höchstens für den nächsten Wohnmobilurlaub in Frage, denn was Zutatenliste und Zubereitung angeht, sind sie mir zu umständlich nach sportlichen Anstrengungen – da bleibe ich beim gewohnten Wurstbrot mit Käseecken und Tee!

The Great Outdoors

Markus Sämmer, Dorling Kindersley

The Great Outdoors

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