Meine 10-Minuten-Rezepte

  • Südwest
  • Erschienen: Februar 2023
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Carola Krauße-Reim
351

Kochbuch-Couch Rezension vonFeb 2023

Praktikabilität

Sehr irreführender Titel; Rezepte größtenteils nur für 2 Personen konzipiert; es bleiben zu viele Zutaten übrig, da nur kleine Mengen benötigt werden

Ausstattung

Schönes Layout, professionelle Fotos und gute Tipps

10 Minuten und im Handumdrehen – wohl kaum!

Gordon Ramsay dürfte vielen Hobbyköchinnen und -köchen ein Begriff sein. Das Unternehmen des Sternekochs betreibt nicht nur 35 Restaurants weltweit, Ramsay ist auch ein Meister der Selbstinszenierung. Er scheint in allen Medien omnipräsent zu sein. Von unterschiedlichen Beiträgen auf allen möglichen Social-Media-Kanälen, über diverse Sendungen im Fernsehen bis hin zu seinen zahlreichen Kochbüchern - er und seine Künste sind abwechslungsreich zu bewundern. Doch der sehr umtriebige Schotte ist nicht unumstritten, seine aufbrausende Art, gepaart mit teilweise derben verbalen Ausrutschern hat ihm nicht nur Fans eingebracht. Die Zeit der Pandemie mit ihren weitreichenden Einschränkungen hat auch Ramsay genutzt, um ein weiteres Kochbuch zu verfassen. Der Titel „Meine 10 Minuten Rezepte – 100 köstliche Rezepte im Handumdrehen“ lässt auf schnell zubereitete abwechslungsreiche Köstlichkeiten hoffen. Genau das richtige für gestresste Familien, die trotz Zeitmangel eine ausgewogene und leckere Mahlzeit auf dem Tisch haben wollen. So dachte ich – doch ich wurde eines Besseren belehrt!

Ein sehr irreführender Titel

Wenn man böswillig wäre, könnte man dieses Kochbuch als Nepp und Bauernfängerei bezeichnen. Schon im Vorwort, gibt Ramsay zu, „das sind schnelle Gerichte, aber Sie werden sie wohl nicht immer innerhalb der 10 Minuten fertig haben“ und setzt gleich noch einen drauf mit den Bemerkungen „Aber wer schaut bei Ihnen auf die Zeit?“ und „10 Minuten sind wirklich kurz – sogar ich hatte manchmal zu kämpfen, um das Zeitlimit einzuhalten!“ Warum wird dann ein solcher Titel nebst Untertitel gewählt? Das ist mir unbegreiflich. Und der „Betrug“ geht noch weiter. Um Zeit einzusparen sind die meisten Rezepte für 2 Personen und nur ganz wenige für 4 Personen konzipiert. Von Familienküche kann hier dann also auch nicht die Rede sein. Wenn dann auch noch geraten wird, diverse Vorbereitungen schon am Tag vorher zu erledigen, damit es nicht in die direkte Zubereitungszeit fällt, kann ich nur den Kopf schütteln.

Das schöne Layout entschädigt ein wenig

Wenn man allerdings die 10 Minuten einfach kippt und auch dann noch bereit ist, sich auf die Rezepte einzulassen, findet man Gerichte nach den üblichen Kategorien, wie „Eier & Käse“, Nudeln & Reis“ oder „Fisch & Meeresfrüchte“ sortiert vor und wird zudem mit einem wirklich schönen Layout belohnt. Neben den scheinbar unabdingbaren und zahlreichen Porträts des Autors, wird auch jedes Rezept mit einem professionell gestylten Fotobegleitet. Die Rezepte selbst sind gekennzeichnet, wenn sie besonderen Ansprüchen, wie z.B. glutenfrei oder vegan genügen und zeigen neben einer (meist ziemlich langen) Zutatenliste in einzelnen Schritten die Zubereitung des Gerichtes.

Die Auswahl der Rezepte macht allerdings die Ansprüche des Sternekochs an seine Gerichte deutlich. Hier wird nicht einfach nur ein Ei gebraten, hier gibt es „Mozzarella-Basilikum-Omelette mit Spargel und Shitakepilzen“ oder das Kotelett wird zum „Balsamico-Lammkotelett mit Tomatensalat und Anchovisdressing“. Was bei genauerem Hinsehen gleich schon wieder ein, zumindest in meinen Augen, Manko des Kochbuches zeigt. Da die Gerichte meist für 2 Personen ausgelegt sind, braucht man von den einzelnen Zutaten recht wenig. Das kann zu ziemlich vielen Resten an Salat, Gemüse, Käse etc. führen. Auch die Gewürze und diversen Öle und Essige sind in einer Profi-Küche bestimmt vorhanden und werden dort auch zügig verbraucht werden, doch in einer Familienküche könnte so manche Spezerei nicht zu finden sein und natürlich auch nicht jeden Tag nötig sein. Auch hier muss man also mit viel Überresten rechnen.

3 x mehr als 10 Minuten

Wir haben uns an drei Rezepte gewagt: „Glasierte Schinkensteaks mit gegrillter Ananas und Gunpowder-Kartoffeln“, „Nizza-Salat mit gegrilltem Lachs und Nussbutter-Kapern-Dressing“ und „Mit Stilton und Spinat gefüllte Champignons mit Brunnenkresse-Chicorée-Walnuss-Salat“. Obwohl ich in Sachen Kochen auch schon einige Jahrzehnte Erfahrung habe, bin ich nicht unter 20 Minuten fertig geworden, von den Resten an Ananas, Spinat, Frischkäse, Stilton und Sahne mal ganz zu schweigen – und das obwohl wir uns schon Rezepte mit keinen exotischen Zutaten ausgesucht haben, von denen manchmal nur ein Hauch von Nichts benötigt wird. Aber – die Anweisungen waren immer klar und gut verständlich, inklusive dem Hinweis den Grill im Backofen auf höchster Stufe vorzuheizen, damit es schneller geht. Geschmeckt hat es auch, wobei ein bisschen Erfahrung beim Abschmecken natürlich hilfreich ist. Doch auch wenig geübte Köche und Köchinnen können sich an die Gerichte wagen – sie werden dann allerdings auf das sowieso illusorische „im Handumdrehen“ verzichten und wesentlich mehr Zeit einrechnen müssen als 10 Minuten.

Fazit

Ein Kochbuch, das leider nicht hält was es verspricht. Zudem sind die Rezepte teilweise wenig alltagstauglich und verursachen ziemlich viel ungebrauchte Zutatenreste. Wer gesund, schnell und für die ganze Familie kochen will, dürfte von diesem Kochbuch enttäuscht werden und mit anderen Veröffentlichungen besser bedient sein.

Meine 10-Minuten-Rezepte

Gordon Ramsay, Südwest

Meine 10-Minuten-Rezepte

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