Kafkas Kochbuch
- Klett-Cotta
- Erschienen: August 2025
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Kafka einmal anders.
Franz Kafka gehört zu den großen deutschsprachigen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Sein komplexer Stil und seine Art der Handlungsdarstellung begeistert auch heute noch eine große Leserschaft und führte zudem zur Schöpfung des Adjektivs „kafkaesk“. Was aber vielleicht nur wenige wissen – Kafka war überzeugter Vegetarier. Seine Mahlzeiten wurden von Köchinnen zubereitet, die Grundlage war das „Hygienische[s] Kochbuch“. Dieses erhielt Kafka während eines Aufenthaltes in „Dr. Lahmanns Sanatorium auf Weißer Hirsch bei Dresden“. Wie es dazu kam und vieles mehr, kann man im sehr ausführlichen Vorwort von Eva Gritzmann und Denis Schenk nachlesen. Die beiden Herausgeber haben tatsächlich eine Ausgabe des Kochbuches gefunden. Die 12. Auflage aus dem Jahr 1907 bietet Rezepte für unterschiedliche Arten von Vorspeisen, Hauptgerichte, Nachspeisen, Kompotte, Saucen, süß und deftig Gebackenes, sowie für Getränke.
Ein Muss für Kafka-Fans
Kafkas Literatur ist nicht für Jedermann etwas. So dürfte es auch mit diesem Kochbuch sein. Das Layout ist gelungen. Kleine Buchauszüge, Briefe und Anekdoten ergänzen die Gerichte. Doch wie es bei historischen Kochbüchern meistens der Fall ist, gibt es weder Fotos noch Zeichnungen, die bei der Auswahl der Gerichte helfen könnten. Zudem sind die Rezepte ohne einleitende Erklärung des Gerichtes präsentiert, sodass eine gewisse Vorkenntnis von Nöten ist. Oder man muss das ganze Rezept durchlesen, damit man weiß, was hier eigentlich gekocht werden soll. Hier können eben manchmal selbst die Namen der Gerichte nicht helfen, denn „Bremer Speise“, „Laubfrösche“ oder auch „Pfitzauf“ dürften nur den Wenigsten geläufige Begriffe sein. Für Kafka-Fans ist das Buch aber ein Muss, es gehört einfach als Ergänzung in jede Kafka-Sammlung. Auch wenn man vielleicht nicht viel daraus kochen wird, denn manche Gerichte sind sehr kalorien- und inhaltsreich. Es wird nicht mit Eiern und Butter gespart und manchmal z.B. 8 Wirsingköpfe, 500 g Linsen oder 10 mittelgroße Zwiebeln nötig.
Praxistest
Wir haben aus den 544 Rezepten 3 ausgesucht. Als Vorspeise gab es die „Apfelsuppe“, die neben Wein auch immerhin 2l Äpfel enthält. Der Hauptgang waren „Molkenquarkknödel“ mit 1 Kilo Quark und 6 Semmeln! Als Nachtisch gab es „Fidi-Pudding“ eine Griesspeise mit Rosinen. Nur gut, dass wir das alles nicht als Menü geplant hatten, denn jede einzelne Speise ist so wuchtig und massig, dass man Tage braucht, bis jedes einzelne Gericht aufgegessen ist. Die gelieferten Rezepte sind abwechslungsreich und vielfältig, aber man sollte sich mit einer deftigen Hausmannskost anfreunden können.
Fazit
Ein Buch, das in jede Kafka-Sammlung gehört. Auch wenn die Rezepte vegetarisch sind, sollte man sich auf eine deftige, kalorienreiche Hausmannskost einstellen, deren Präsentation gelungen ist, aber entweder Vorkenntnisse oder Zeit zum Lesen benötigt.

Denis Scheck, Eva Gritzmann, Klett-Cotta
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