Gebrauchsanweisung für Wein

Es gibt ja viele Bücher, die uns das feine Getränk und ihre Produzenten näherbringen und bei der Geschmackorientierung im Wein-Dschungel helfen wollen. Carsten Henns „Gebrauchsanweisung für Wein“ ist da etwas anders. Zum Glück! Denn es geht irgendwie um viel mehr als um Wein. Und es ist dabei ein so wunderbar amüsantes Buch. Moment, ich greife mal kurz zum Glas, bevor ich weiterschreibe. Ist übrigens ein Rosé.

Wohl bekomms!

Ja, auch über den langsamen Siegeszug des Rosé gibt es ein Kapitel. Den trinke ich auch gerne. Wenn er gut ist. Und vorzugsweise in den wärmeren Monaten. Der Entwicklung des alkoholfreien Weins widmet sich der renommierte Weinjournalist, Restaurantkritiker und Weinbergbesitzer ebenfalls. Obwohl zwischenzeitlich besser geworden, schmeckt der „Wein ohne Umdrehungen“ Carsten Henn immer noch nicht. Über 70 kleine Kapitel finden sich in dem kompakten Buch. Ein erster Blick auf das Inhaltsverzeichnis zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht und bereitet uns auf eine abwechslungsreiche und unterhaltsame Lektüre vor. Da jedes Kapitel immer nur wenige Seiten umfasst, kann man das Buch auch immer mal wieder kurz zur Hand nehmen. Aber, wer einmal anfängt zu lesen, wird das Buch nur schwer wieder beiseitelegen können.

Carsten Henn schwadroniert herrlich kurzweilig über Weingenuss, Geschmack, Auszeichnungen und Medaillen, Rebsorten, Qualität, Herstellung, Winzer, Marktbegebenheiten und so vieles mehr. Er schimpft über Discount-Champagner - ohje, habe ich auch schon gekauft - proklamiert FSK-18 Aufkleber für Wein, da sie purer Sex seien. Nein, nicht jeder Wein, sondern ein Pinot Noir. Ah, ich selbst liebe Pinot Noir - es ist auch meine Lieblingsrebsorte. Köstlich sind die charmanten Wortspiele. Der humorvolle Ton versprüht beinahe eine Spur Selbstgefälligkeit, rutsch aber niemals in Überheblichkeit ab. Dafür hat er auch einfach zu viel zu erzählen. Und sein Fachwissen ist unbestritten. Und daran lässt er uns immer wieder teilhaben, kredenzt es in episodenhaften kleinen Schlückchen. Muss man immer seiner Meinung sein? Nicht unbedingt! Er konstatiert abschließend selbst: „… deshalb lässt sich so wunderbar über Wein reden, diskutieren und sogar streiten. Weil jeder subjektiv Recht haben kann.“

Fazit

Sie sind Weintrinker? Dann werden sie jede Seite in dieser Gebrauchsanweisung genießen, sich an der schönen Fabulierkunst und dem lockeren Schreibstil mit persönlicher Note erfreuen. Sie würden sich gerne Wein annähern, wissen nur nicht so recht, wie? Dann ist Carsten Henns neues Buch der vielleicht ungewöhnlichste und anregendste Startpunkt für einem wunderbaren Weg durch die Welt der Weine. Sie mögen eigentlich keinen Wein? Dann lesen Sie es trotzdem! Denn es macht einfach Spaß und sie können anschließend herrlich über die Weinenthusiasten - und solche die was werden wollen - herziehen.