Madame Mallory
und der Duft von Curry

Film-Kritik von Carola Krauße-Reim (11.2020)

Essen ist auch Heimat und Erinnerungen

Die literarische Grundlage für diesen 2014 erschienenen Film war das Buch „A Houndred-Foot-Journey“ von Richard C. Marais, das dem Film auch den englischen Titel gab. Irgendwie passender als der Deutsche, denn das Kernthema ist Integration, die eben manchmal zum Gelingen eine Strecke von 30 Metern überwinden muss – oder besser, die Straße zwischen dem „Maison Mumbai“ und dem „Le Saule Pleureur“.

Bon Appétit – es ist angerichtet!

Hassan Kadam kann sich schon als Kind für das Kochen begeistern. Zusammen mit seiner Mutter durchstreift er die Märkte Mumbais immer auf der Suche nach frischen Lebensmitteln und guten Gewürzen. Nach einem Anschlag auf das Restaurant der Familie, bei dem seine Mutter stirbt, verlässt Hassan zusammen mit seinen Geschwistern und seinem Vater Indien.

Auf einigen Umwegen findet Papa Kadam den perfekten Ort für einen Neustart – ein leerstehendes Haus in Saint Antonin im Süden Frankreichs. Doch, genau gegenüber, auf der anderen Straßenseite befindet sich das Sternerestaurant „Le Saule Pleureur“ von Madame Mallory, die so gar nicht glücklich ist über den indischen Zuwachs in der örtlichen Gastrobranche. Es beginnt ein Kleinkrieg um Fisch, Tomaten, Auberginen und Gäste, bis Madame Mallory das Potential von Hassan erkennt und ihn fördert. Doch, das bringt neben neuen Freunden auch wieder neue Probleme mit sich.

Ein filmisches 3-Gänge-Menü 

Unter der Regie von Lasse Hallström (Chocolat, Schiffsmeldungen) entstand auf spielerische und sehr humorvolle Weise ein Lehrstück über Integration und Freundschaft. Als Vorspeise wird die Ablehnung der indischen Familie aufgetischt. Eine wieder einmal unvergleichliche Helen Mirren gibt die resolute und etwas snobistische Chefin, die ihr Team im Griff hat, aber eben nicht den geschäftstüchtigen indischen Nachbarn. Als sie auf offiziellem Weg nicht weiterkommt, versucht sie es auf hinterhältige Weise, das „Maison Mumbai“ mit seiner lauten Musik und dem ständigen Geruch nach Curry zu verhindern.

Helen Mirren ist eine Glücksbesetzung für diese Rolle. Sie kann genauso die Herrschsüchtige, wie auch die Einsichtige geben und schafft diesen Wandel manchmal schon durch eine einzige Geste oder ein gekonnt eingesetztes Minenspiel. Doch auch der 2017 verstorbenen Om Puri (Gandhi), ist mit seiner Knollennase und seinem einzigartigen Gesicht genau der richtige Schauspieler für Papa Kadam. Grummelig, gewitzt und oft uneinsichtig hat er seine Familie im Griff und schafft es der Grande Dame von gegenüber Paroli zu bieten. Als Hauptgericht bekommen wir Hassans Start als Sternekoch serviert. Manish Dayal (90210) versteht es, den Duft seiner gekochten Köstlichkeiten zu vermitteln, auch wenn es bedauerlicherweise noch kein Geruchsfernsehen gibt. Aber er schafft es auch, auf sehr sympathische Weise, dem Zuschauer Hassans Willen, seinen Horizont zu erweitern, zu zeigen.

Und so freut man sich, wenn Madame Mallory einsieht, dass Fremdenfeindlichkeit nicht zu ihrem Leben gehört und Hassan unter ihre Fittiche nimmt. Was aber wiederum Marguerite, der hübschen Sous-Chefin nicht gefällt, bangt sie doch um ihren Aufstieg zum Chef-de-Cuisine. Charlotte Le Bon (Yves Saint Laurent) spielt überzeugend eine Marguerite, die sich zu Hassan hingezogen fühlt, ihm sogar Kochbücher schenkt, aber auch die Rivalität in der Kochszene gut rüberbringt, in der jeder sich selbst der Nächste ist. Als Nachspeise bekommen wir die Einsicht geliefert, dass Karriere nicht alles im Leben ist – und das auf so einfühlsame Weise, dass man sich ein Tränchen gerade noch so verkneifen kann.

Keine schwere Kost

„Madame Mallory und der Duft nach Curry“ ist eine luftig leichte Komödie, die schwere Themen schmackhaft macht. Allein schon das oft völlig Überzogene verkehrt das Tragische ins Komische. Wenn z.B. die beiden Restaurants absolut abgeschieden und einsam mitten im Nirgendwo an einer sehr schmalen Straße liegen, aber sich eben genau gegenüber – als gäbe es nur diesen einen Ort. Oder, wenn Madame Mallory quasi selbst ihr Probestück von Hassan kochen muss, weil der dick verbundene Hände hat, entbehrt es nicht einer gewissen Komik. Und natürlich Papa, der immer und überall handeln muss, dem nichts zu peinlich ist, um an sein Ziel zu kommen und, der doch bereit ist über seinen Schatten zu springen. Gekrönt wird das Ganze durch eine wunderbare Landschaft – ein Flusslauf wie gemalt, ein Dorf zum Verlieben romantisch und ein Markt voller Genüsse. Doch alles ist leicht überzeichnet, nicht zuletzt der wunderbar kitschig rosarote Sonnenuntergang, sodass man sich immer bewusst ist, dies ist keine schwere Kost, sondern ein Märchen, das es zu genießen gilt.

Fazit:

Mit viel Humor wird in „Madame Mallory und der Duft nach Curry“ eine etwas vorhersehbare, aber dennoch köstliche Geschichte über Integration und Freundschaft erzählt, bei der klar wird, dass Essen mehr als Nahrungsaufnahme ist – das Rezept, seine Zutaten, sein Geschmack bedeuten oft auch Erinnerungen und Heimat!

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Fotos: © Constantin Film

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